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Eigenbau eines Faltbootes - Seite 1

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Vorbemerkung

Ein Boot wollte ich eigentlich schon immer gerne besitzen, ganz einfach weil mir das Paddeln Spaß macht. Allerdings hatte ich nie den Platz um ein Boot lagern zu können, zum anderen war ich mir lange Zeit auch nicht klar darüber, welcher Bootstyp für mich wohl am besten geeignet sei. Im Laufe der Zeit stand jedoch fest, dass mein Boot einerseits leicht zu transportieren sein sollte, zum anderen wollte ich eher auf breiten, gemächlich dahinfließenden Flüssen fahren, auf Seen und dem offenen Meer, nicht so sehr auf engen Wildwasserflüssen. Die Möglichkeit, das Boot jederzeit und an jedem Ort auch mit primitiven Mitteln reparieren zu können sowie ein geringes Packmaß ließen nur eine Wahl zu: Es sollte ein Faltboot sein. Durch die eher breite Bauart liegen diese Boote zudem auch bei rauer Witterung stabil im Wasser, sie sind bequem und man kann viele Stunden sitzend in ihnen verbringen.

 
Eigenbau

Faltboote sind recht teuer. Ich habe öfter Annoncen nach gebrauchten Faltbooten durchstöbert, aber entweder lagerten die Boote am anderen Ende Deutschlands oder sie waren reparaturbedürftig oder es handelte sich um Zweisitzer - und es sollte schon ein Einsitzer sein. Wenn ich dann doch mal ein ansprechendes Angebot entdeckte, dann störte mich meistens der Preis. Die Welt ist mir viel zu groß, zu interessant und vielseitig, um meine Freizeit nur noch paddelnd zu verbringen - und es widerstrebt mir, für ein Sportgerät, das ggf. 10 Tage im Jahr effektiv genutzt wird, mehr als 500 Euro auszugeben. Irgendwann entdeckte ich im Internet Beschreibungen und Fotostrecken von selbstgebauten Faltboote. Anfänglich war ich etwas skeptisch, als ich dann aber Detailbilder sah, auf denen äußerst einfach gestaltete Baudetails zu erkennen waren, reifte der Plan heran, selbst ein eigenes Boot zu bauen.

Grundüberlegungen

Für den Bau des Bootes benötigt man eine Werft. Das kann eine Garage sein, ein Schuppen, eine Scheune. Ich habe meinen Flur als Werft zweckentfremdet. Dazu habe ich den Teppich herausgerissen und Laminat verlegt, um das Saubermachen einfacher zu machen - man kann einfach ausfegen.... Mein Flur hat eine Länge von 4,20 Meter - dementsprechend kurz musste das Boot also werden. Die Länge beträgt nun 4 Meter.
Es ist das erste Boot, das ich gebaut habe. Ich bin von Anfang an davon ausgegangen, dass es kein Meisterstück werden würde. Mir war klar, dass ich Fehler machen würde. Außerdem bin ich, was größere Projekte angeht, kein besonders geduldiger Mensch. Ich wollte schnell zu einem Ergebnis gelangen. Eine weitere Überlegung war nun, dass das zu bauende Boot auf keinen Fall teurer werden sollte als ein gebrauchte fertiges Faltboot. Damit wäre die ganze Aktion mehr oder weniger überflüssig und witzlos.
Also habe ich mir für den Bau des Gerüstes ein finanzielles Limit für Material und Werkzeug von 100 Euro gesetzt. Unter diesen Umständen kam als Baumaterial nur Holz in Frage. Aluminium ist in vielerlei Hinsicht eleganter, aber es ist teuer. Auch Holz kann teuer sein, vor allem wenn man - wie bei käuflichen Booten üblich - auf Eschenholz zurückgreift. Mein Boot besteht aus Kiefer und Birkensperrholz.
Im Fachhandel sind verschiedene Bootsbeschläge für den Faltbootbau erhältlich und viele Selbstbauboote sind mit den Messing- und Aluminiumbeschlägen alter, ausgeschlachteter Boote ausgestattet. Neu sind diese Teile jedoch kaum zu bezahlen. Nach langem Suchen habe ich jedoch einen einfachen Winkel im Baumarktregal entdeckt, mit dem ich dann so ziemlich alle Verbindungen am Boot konstruiert habe. Das macht das Boot nicht nur preiswert, man kann auch alle möglichen Beschädigungen mit dem immer gleichen Ersatzteil reparieren.

Teilung

Ein Faltboot lässt sich zum Transport auseinander nehmen. Der bekannte Einsitzer E 65 der Firma Pouch aus Sachsen-Anhalt hat geteilt eine Länge von 1,70 cm - in meinen Augen ein völlig inakzeptables Maß. Meiner Meinung nach sollten Bootsteile nicht länger als 1 Meter sein, damit sie bequem in jeden Kofferraum und in jedes Zugabteil passen. Allerdings ist es nicht möglich, eine vier Meter langes Boot in 4 Teile zu je einem Meter zu teilen, da ja ein Verbindungsstück zum nächsten Bootsteil hinüber fasst. Daher wird mein Boot in 5 Segmente geteilt, die aus technischen Gründen unterschiedliche Längen aufweisen, doch dazu später mehr.

 
Baubeginn

Zuerst habe ich mir aus dem Internet ein Bild von der Seitenansicht eines Faltbootes, das mir von seiner Form her gefiel, heruntergeladen und ausgedruckt. Auf diesem Foto war das Boot 23 cm lang. Ich habe dann diese Boot sauber auf Transparentpapier nachgezeichnet, und zwar in einer Länge von 40 cm. Das entspricht dann einem Maßstab von 1 : 10. Nun konnte ich auf der Zeichnung nachmessen, wie hoch und wie lang einzelne Teile des Bootes werden sollten.
Ich wollte von Anfang an ein eher breites, kippstabiles Boot haben, dass einen großen Stauraum für Gepäck aufweist und das sich beim Wiedereinstieg nach einer Kenterung nicht ständig wegdrehen würde. Beim Studieren verschiedener Faltbootmodelle fiel mir von der Firma Klepper das Modell "Alu Lite" auf, dass ebenfalls 4 Meter Länge aufweist und damit verhältnismäßig kurz ist für ein Faltboot. Es hat eine Breite von 70 cm. Dieses Maß übernahm ich einfach für meine weitere Planung. Ich zeichnete also ein Boot von oben, wieder 40 cm lang und in der Mitte 7 cm Breit.
Mein Boot sollte mit einem einfachen Kiel ausgestattet werden, um einen besseren Geradeaus-Lauf zu gewährleisten. Vom Querschnitt her plante ich einen achteckigen Rumpf. Durch die hohe Anzahl von Senten, also jenen Leisten die vom Bug zum Heck verlaufen und dem Rumpf somit die endgültige Form verleihen, versprach ich mir eine höhere Stabilität und eine etwas rundere Rumpfform, was zu einer höheren Endstabilität führen sollte.
Der 4 Meter lange Kiel sollte am vorderen und am hinteren Ende auf einer Länge von jeweils 50 cm einen Kielsprung von 5 cm Höhe machen, um trotz guter Eigenschaften beim Geradeaus-Lauf doch eine gewisse Wendigkeit zu ermöglichen.
Ich versuchte so viel wie möglich aus diesen theoretischen Überlegungen heraus in meine Zeichnungen einfließen zu lassen, doch ich musste feststellen, dass Papier überaus geduldig ist. Je mehr ich zu zeichnen versuchte, desto klarer wurde mir, dass ich absolut keine Ahnung hatte, wie ich das Boot zu bauen hätte. Also fing ich einfach an, den Kiel zu bauen.

Der Kiel

Der Kiel besteht aus 5 Teilen. Ausgesägt habe ich die Teile aus 18 mm starkem Sperrholz. Die mittleren 3 Segmente sind gerade, das erste und das fünfte Segment krümmen sich aufwärts. Dadurch entsteht der sogenannte Kielsprung.
Ein Boot mit einem geraden Kiel ohne jede Krümmung hat einen sehr guten Geradeaus-Lauf, es läßt sich jedoch nicht besonders gut steuern, da es nicht sehr drehfreudig ist. Wenn sich der Kiel an Bug und Heck aufwärts neigt erhöht sich die Steuerfreudigkeit, während der Geradeaus-Lauf abnimmt. Es gilt also, zwischen beiden gewünschten Eigenschaften einen Kompromiss zu finden. Mein Boot soll seinen Dienst eher auf offenen Gewässern tun, wo ein guter Geradeauslauf von Vorteil ist. Also habe ich den Kielsprung eher gering gehalten. Der Kiel neigt sich auf den jeweils letzten 50 cm um 5 cm aufwärts.
Die Länge der 5 Kielteile ergibt sich aus der Position des Cockpit, dessen Position wiederum aufgrund der Zeichnung von vornherein festgelegt ist. An den 4 Stellen, an denen der Kiel geteilt wird sitzen auch später die 4 Spanten, jene Querwände, die dem Boot zusammen mit den Senten die Form verleihen. Spant 2 sitzt direkt vor den Cockpit, Spant 3 direkt hinter dem Cockpit. Die Bug- und die Hecksektion des Bootes werden einfach mittig geteilt. Hier sitzen dann auch Spant 1 und 4.

 
Die Verbindung der Kielteile

Die Kielteile müssen untereinander fest verbunden werden, um dem Boot Stabilität zu geben. Ich habe das relativ simpel gelöst: An der Verbindungsstelle sitzen links und rechts Aluminiumplatten, die an einen Kielteil fest verschraubt sind. Diese Aluminiumplatten weisen bei meinem Boot zum Heck. Das nächste Kielstück wird einfach zwischen diese Platten geschoben und mit 2 Schrauben und 2 Flügelmuttern fixiert.

Nun ist es so, daß beim Zusammenschieben der Kielteile die Schraubenlöcher in den Aluminiumplatten und im Kielteil nicht sofort sauber übereinander liegen. Daher habe ich in das Rückwärtige Teil der Kielstücke eine Kerbe gesägt, in die die Pfeilförmige Spitze des nächsten Kielstückes hineinfaßt. Die Schraubenlöcher liegen genau übereinander. Außerdem nimmt diese Konstruktion etwas Beweglichkeit aus dem Kiel.

Foto 

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