Faltboote sind recht teuer. Ich habe öfter Annoncen nach gebrauchten Faltbooten durchstöbert, aber entweder lagerten die Boote am anderen Ende Deutschlands oder sie waren reparaturbedürftig oder es handelte sich um Zweisitzer - und es sollte schon ein Einsitzer sein. Wenn ich dann doch mal ein ansprechendes Angebot entdeckte, dann störte mich meistens der Preis.
Die Welt ist mir viel zu groß, zu interessant und vielseitig, um meine Freizeit nur noch paddelnd zu verbringen - und es widerstrebt mir, für ein Sportgerät, das ggf. 10 Tage im Jahr effektiv genutzt wird, mehr als 500 Euro auszugeben.
Irgendwann entdeckte ich im Internet Beschreibungen und Fotostrecken von selbstgebauten Faltboote. Anfänglich war ich etwas skeptisch, als ich dann aber Detailbilder sah, auf denen äußerst einfach gestaltete Baudetails zu erkennen waren, reifte der Plan heran, selbst ein eigenes Boot zu bauen.
Für den Bau des Bootes benötigt man eine Werft. Das kann eine Garage sein, ein Schuppen, eine Scheune. Ich habe meinen Flur als Werft zweckentfremdet. Dazu habe ich den Teppich herausgerissen und Laminat verlegt, um das Saubermachen einfacher zu machen - man kann einfach ausfegen.... Mein Flur hat eine Länge von 4,20 Meter - dementsprechend kurz musste das Boot also werden. Die Länge beträgt nun 4 Meter.
Es ist das erste Boot, das ich gebaut habe. Ich bin von Anfang an davon ausgegangen, dass es kein Meisterstück werden würde. Mir war klar, dass ich Fehler machen würde. Außerdem bin ich, was größere Projekte angeht, kein besonders geduldiger Mensch. Ich wollte schnell zu einem Ergebnis gelangen. Eine weitere Überlegung war nun, dass das zu bauende Boot auf keinen Fall teurer werden sollte als ein gebrauchte fertiges Faltboot. Damit wäre die ganze Aktion mehr oder weniger überflüssig und witzlos.
Also habe ich mir für den Bau des Gerüstes ein finanzielles Limit für Material und Werkzeug von 100 Euro gesetzt. Unter diesen Umständen kam als Baumaterial nur Holz in Frage. Aluminium ist in vielerlei Hinsicht eleganter, aber es ist teuer. Auch Holz kann teuer sein, vor allem wenn man - wie bei käuflichen Booten üblich - auf Eschenholz zurückgreift. Mein Boot besteht aus Kiefer und Birkensperrholz.
Im Fachhandel sind verschiedene Bootsbeschläge für den Faltbootbau erhältlich und viele Selbstbauboote sind mit den Messing- und Aluminiumbeschlägen alter, ausgeschlachteter Boote ausgestattet. Neu sind diese Teile jedoch kaum zu bezahlen. Nach langem Suchen habe ich jedoch einen einfachen Winkel im Baumarktregal entdeckt, mit dem ich dann so ziemlich alle Verbindungen am Boot konstruiert habe. Das macht das Boot nicht nur preiswert, man kann auch alle möglichen Beschädigungen mit dem immer gleichen Ersatzteil reparieren.
Ein Faltboot lässt sich zum Transport auseinander nehmen. Der bekannte Einsitzer E 65 der Firma Pouch aus Sachsen-Anhalt hat geteilt eine Länge von 1,70 cm - in meinen Augen ein völlig inakzeptables Maß. Meiner Meinung nach sollten Bootsteile nicht länger als 1 Meter sein, damit sie bequem in jeden Kofferraum und in jedes Zugabteil passen. Allerdings ist es nicht möglich, eine vier Meter langes Boot in 4 Teile zu je einem Meter zu teilen, da ja ein Verbindungsstück zum nächsten Bootsteil hinüber fasst. Daher wird mein Boot in 5 Segmente geteilt, die aus technischen Gründen unterschiedliche Längen aufweisen, doch dazu später mehr.